Hoch im Norden, jenseits der Nordmark Dracconias, liegt Söderland, ein wildes und unerforschtes Land voller Mythen und Legenden.
Riesige Waldgebiete, hügelige Grasebenen und schroffe Klippen zur See hin prägen das Landschaftsbild. Vereinzelt trifft man auf die Ruinen einer Burg oder eines Schlosses, Zeugen einer längst vergessenen Zeit.
Auf meinem Weg durch die söderlandischen Gebiete war ich von der Tatsache, daß mich weder Orks, Goblins noch andere lästigen und widerwärtigen Kreaturen behelligten, angenehm überrascht. So befragte ich die Bevölkerung des Landes nach diesem in anderen Provinzen leider nicht all zu häufigen Phänomen. Zu meiner größten Verwunderung mußte ich feststellen, daß weder das einfache Volk noch die Herrscher in Söderland diese in fast allen Landstrichen des Kontinents zu häufig auftretenden Plagegeister und Wegelagerer kannten. Auch auf die Frage nach Riesen, Trollen und ähnlichen Monstren konnten sie nur auf ihre uralten Mythen und Legenden verweisen und ich traf keinen Söderlander, der jemals solch ein Wesen erblickt hätte.
Die Bevölkerung Söderlands ist angeblich ein Zusammenschluß von zwei kriegerischen Seevölkern, die von einem großen Krieg aus ihrer Heimat, einem Land weit nördlich von Söderland, vertrieben wurde und nach langer Reise weiter südlich Fuß gefaßt hat. Die wenigen damals hier existierenden Fürstentümer, die sich ihnen entgegenstellten, wurden von den wilden Barbarenhorden kurzerhand niedergerungen und versklavt.
Söderland ist in fünf Gebiete unterteilt, die jeweils von einem ihrer Häuptlinge regiert werden: Hetland, Teachd, Venskab, Cairdell, und Nyland.
Alle fünf Reiche wählen zusammen einen Kriegshäuptling, der Fylkir genannt wird.
Die Söderlander sind Barbaren. Die meisten haben helles langes Haar und viele tragen Bärte. Sie kleiden sich in Leinen, Felle und Leder. Ihre Frauen sind oft von großer Schönheit, doch verstehen sie neben ihren eigentlichen Aufgaben im Haushalt oft auch noch erstaunlich gut mit Schwert oder Axt umzugehen.
Die Söderlander sind wilde und stolze Krieger, die ihrem Clan und ihrer Familie absolut treu ergeben sind. Ihre Anführer werden Jarl genannt und scheinen so etwas wie Familienoberhaupt und Häuptling in einer Person zu sein.
Es sind auch gute Gastgeber, davon konnte ich mich selbst überzeugen. In Söderland ist es Sitte, jedem der um Gastfreundschaft bittet diese zu gewähren, auch wenn man sie nicht zu lange in Anspruch nehmen sollte.
Bei meinen Reisen durch Söderland war ich ein paar Tage zu Gast bei Jarl Arngrim Blutaxt und seinem Clan. Er wohnt auf einer Burg, deren Name Skalleborg lautet, was in unserer Sprache soviel wie Schädelburg heißt. Sie ist noch ein Überbleibsel aus der Zeit vor der Ankunft der Söderlander. Arngrim erzählte mir, daß man sie so getauft habe, weil sie, als er und seine Krieger die damals leerstehende Feste zum ersten Mal betraten, hunderte von menschlichen Skeletten überall auf dem Burghof und in der Burg verteilt vorfanden. Was den ehemaligen Bewohnern der Burg wohl widerfahren ist, blieb ungewiß. Außerdem scheint es in der Burg zu spuken. Schatten huschen wenn es dunkel wird durch die Kellergewölbe und eine geisterhafte Frauenstimme schreit des Nachts, daß es einem Angst und Bange wird. Mein Gastgeber und seine Angehörigen ignorierten diese unheimlichen Vorkommnisse völlig und auch ich war nicht besonders erpicht darauf, ihren wahren Ursprung zu ergründen .
Die Söderlander mißtrauen jeder Art von Magie und wie ich hörte wird mit Magiern, gleich welcher Couleur, in Söderland kurzer Prozeß gemacht. Die einzigen Wesen die eventuell über so etwas wie Magie verfügen könnten, sind ihre Druiden. Sie werden vom Volk als so etwas wie heilige Männer und Hüter des Waldes verehrt. Ihr Wort scheint sowohl bei den Bauern als auch bei den Herrschern großes Gewicht zu haben. Wer in Söderland Hand an einen Druiden legt, ist des Todes.
Kurz vor meiner Abreise hatte ich noch Gelegenheit an einem ihrer Feste teilzunehmen. Neben viel Met und Bier gab es allerlei Wettkämpfe und derbe Spiele. Leider ließ ich mich, betrunken wie ich war, auf einen Ringkampf mit dem Jarl ein, so daß ich den Rest der Feier mich von einer Sklavin behandeln lassen mußte ( nun ja, so schlecht war das auch nicht . . .). Als es später wurde trugen die Skalden des Jarls ihre Lieder vor und erzählten einige sonderbare Geschichten über große Heldentaten und ihre Götter. Das Gelage ging bis in den frühen Morgen und viele schliefen einfach in der Festhalle.
Der Abschied fiel mir schwer, doch faßte ich bei meiner Abreise den Entschluß, daß, sollten die Götter meinen Weg jemals wieder nach Söderland lenken, ich die Gastfreundschaft Arngrim Blutaxts nutzen und einige Zeit bei dem groben und fremden, aber auch auf seine Art und Weise sehr freundlichen Volk verbringen werde.